3000 SCHICKSALE (2015)
Bremen – Theresienstadt – Riga

zwei-tage

Ausstellung in der Unteren Rathaushalle Bremen
Vorbemerkung

Nach Besetzung der Tschechoslowakei richteten die Nationalsozialisten im November 1941 in Theresienstadt ein Ghetto ein, das als Sammellager für die gesamte jüdische Bevölkerung des Protektorats Böhmen und Mähren gedacht war. Am 20. Januar 1942 beschlossen hohe NS-Funktionäre auf der Wannseekonferenz die „Endlösung der Judenfrage“ also deren Vernichtung. Gleichzeitig wurde festgelegt, Theresienstadt um ein „Reichsaltersheim für Juden“ und als Lager für verdiente Kriegsveteranen oder Berühmtheiten, sogenannte „privilegierte Juden“ zu erweitern. Ab Sommer 1942 wurden im ganzen Reichsgebiet die jüdischen Altersheime und die als „Judenhäuser“ titulierten Sammelwohnungen geräumt und nahezu 43.000 Menschen in Massentransporten nach Theresienstadt deportiert.

Insgesamt waren dort schließlich mehr als 140.000 Menschen, darunter auch zahlreiche Kinder interniert. Noch vor Einrichtung des Ghettos Theresienstadt wurden auch in den Städten der eroberten Ostgebiete die jüdischen Bewohner in Ghettos getrieben, eines der größten mit ca. 60.000 Menschen wurde in Minsk eingerichtet, in Riga waren es ca. 30.000. Um die über 150.000 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches lebenden Juden loszuwerden, gab es weitreichende Pläne bis hin zu den Vernichtungslagern. Als eine der ersten Maßnahmen wurde das Ghetto von Riga bereits im November 1941 zum sogenannten „Reichsjudenghetto“ umfunktioniert. Um das Ghetto für diesen Zweck zu leeren, wurden am 30. November und 8. Dezember 1941 über 25.000 Ghettobewohner vor den Toren Rigas im Wald von Rumbula erschossen.

Nun rückten in ständigen Massentransporten Juden aus dem Reich nach, darunter in drei Transporten 3.000 Internierte aus Theresienstadt. Weitere Massentötungen folgten. Nahezu 35.000 Menschen aus dem Rigaer Ghetto und den Außenlagern ereilte ihr Schicksal in Rumbula und in einem anderen, zur Hinrichtungsstätte ausgewählten Wald nahe dem Dorf Bikernieki.

Um an die beiden Orte der Massentötungen in Riga zu erinnern, hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Unterstützung des Deutschen Riga Komitees unter Beteiligung zahlreicher junger Menschen zwei würdige Gedenkstätte geschaffen, die im November 2001 eingeweiht wurden.

Die Ausstellung

Das Projekt „3000 Schicksale“ ist ein zweiteiliges Kunstwerk, das mit erklärenden Texten versehen, sich folgende Schwerpunkte setzt:
1) der Deportation von ca.250 Bremer Juden nach Theresienstadt und deren Schicksal
2) den Transport von 3000 Insassen von Theresienstadt nach Riga und in weitere Lager
Für den Teil, der sich mit Bremer Deportationen nach Theresienstadt auseinandersetzt, zeichnet die Bremer Künstlerin Dagmar Calais verantwortlich, von der in diesem Jahr die Kunstinstallation „Two Days In Winter“ im Ghetto- und Holocaustmuseum in Riga zu sehen war.

Für diese Ausstellung schuf sie ein 240-teiliges Bodenobjekt auf selbstgegossenen Betonplatten mit den Namen der Opfer und eine Serie themenbezogener Gemälde.

Das Schicksal der 3000 von Theresienstadt nach Riga deportierten Menschen wurde konzipiert für das Riga Ghetto und Lettisches Holocaustmuseum. Dieser Teil wurde erarbeitet von der Historikerin Elena Makarovaaus Haifa. Künstlerisch umgesetzt wurde es von Ihrer Tochter, Maria Makarova. Zirka 100 beleuchtete Lampenkuben mit Fragmenten, Dokumenten und Fotos schildern exemplarisch die Schicksale der Deportierten.

Chris Steinbrecher
Kurator der Ausstellung

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